Zecke breitet sich bundesweit weiter aus

Forscher der Universität Hohenheim informieren: steigende Ansteckungsgefahr durch weitere Übertragungswege / Zeckenaktivität 2016 wieder gestiegen / höchste Aktivität im Süden
06.04.2017

 Zecke breitet sich weiter aus

Grafik einer ZeckeZunehmende Aktivität auch im Winter, in Stadtnähe und im Norden Deutschlands: Zecken breiten sich aus. Damit entstehen auch neue Übertragungswege für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die zu Hirnhautentzündungen führen kann. Erneut hätten dabei der überwiegend milde Winter und der warme Vorfrühling dafür gesorgt, dass die Zecken früh aktiv werden. „Seit den warmen Tagen Anfang März kommen die Tiere mit Macht“, stellte Prof. Dr. Mackenstedt fest. Sie ist Zecken-Expertin und Leiterin des Fachgebiets Parasitologie an der Universität Hohenheim.

 Nach wie vor sind zwar Baden-Württemberg und Bayern am häufigsten von FSME-Infektionen betroffen: Dort traten 80 Prozent der erfassten Fälle auf. Doch FSME-Fälle sind nicht nur auf die südlichen Landesteile begrenzt, sie treten auch immer häufiger weiter im Norden auf. “Zudem kann die Zahl der Krankheitsfälle auch zwischen kleinräumigen Gebieten stark variieren.“ So Prof. Dr. Mackenstedt.

„Was sich bereits in den vergangenen Jahren abzeichnete, können wir erneut bestätigen“, so auch PD Dr. Dobler. „Die FSME kommt inzwischen auch gehäuft in Niedersachsen und nahe der holländischen Grenze vor.“ Der Mediziner PD Dr. Gerhard Dobler leitet das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und ist Leiter des Deutschen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Weitere Zeckenart als Überträger

Zudem wurde in diesem Jahr zum ersten Mal FSME bei einer in der Vergangenheit nie befallenen Zeckenart nachgewiesen. Der Auwaldzecke, sie galt bisher nicht als Überträger des FSME Erregers. PD Dr. Dobler kann jedoch beruhigen: „Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Auwaldzecken auch Menschen befallen. Deutlich häufiger befallen sie jedoch Tiere.“ Auch gegen das durch diese Zeckenart übertragene FSME-Virus sei man mit einer FSME-Impfung geschützt.

 Neue Ansteckungswege

Hinzu kommt eine neue Ansteckungsquelle: Erstmalig verfügen Wissenschaftler über Erkenntnisse aus einem gut dokumentierten Fall von zwei FSME-Erkrankungen aufgrund von infizierter Ziegen-Rohmilch in Deutschland. Vereinzelt waren solche Fälle bereits aus Osteuropa bekannt. Bei der Erkrankung in Deutschland handelt es sich um den ersten umfassend dokumentierten Fall. Doch vor FSME-Erregern in Nahrungsmitteln könne man sich schützen, so die Experten. Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand schützt auch eine normale FSME-Impfung vor einer Ansteckung über infizierte Nahrungsmittel.“ Es kann außerdem davon ausgegangen werden, dass bei Milchprodukten aus pasteurisierter Milch keine Ansteckungsgefahr bestehe.

Quelle: IDW-Barsch / Klebs

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